Es muss mittlerweile fast fünf Jahre her sein, dass ich begonnen habe Ina Influencer (Name geändert) bei Instagram zu folgen. Damals war ich selbst neu bei Instagram und hatte noch keinen Schimmer davon, was mal aus Ina werden würde: Eine Influencerin, mit mehr als 150.000 Followern. Was heute normal ist – nämlich Instagrammern, YouTubern und Bloggern zu folgen, weil man Interesse an ihrem Alltag, der Lebensweise und ihrem Content hat – war damals kaum vorstellbar.
Was ist eigentlich Influencer Marketing?
Mit Influencer Marketing meinen wir die Zusammenarbeit mit Bloggern, Instagrammern oder YouTubern, die eine bestimmte Reichweite (also Fans) haben und diese vermarkten. Dabei kommt es nicht unbedingt auf den Kanal an, über den sie ihre Inhalte verbreiten. Sondern eher auf ihre Reichweite und den Content, den sie dort in Form von Bildern, Artikeln und Videos verbreiten. Der Begriff “Influencer” bezieht sich dabei auf das englische Verb “to influence” – jemanden beeinflussen. Und das beschreibt auch bereits das ganze Prinzip des Influencer Marketings – ein Unternehmen möchte ein Produkt oder eine Dienstleistung vermarkten und das am liebsten direkt an eine relevante Zielgruppe. Influencer sind Meinungsbildner – auf ihre Meinung legen hunderttausende von Menschen / Kunden / Bewerbern viel Wert.
Influencer Marketing als Workaround für Ad- und Werbeblocker
Aber nicht nur die Bekanntheit dieser Meinungsbildner macht Influencer Marketing für Unternehmen so interessant. Diese Form des Marketings ist auch eine spannende Alternative für zum Beispiel das Display Marketing: In Deutschland setzt mittlerweile fast jeder Dritte sogenannte “Ad-Blocker” ein, um nervige Anzeigen zu blockieren. Die Möglichkeiten von Unternehmen den (potentiellen) Kunden online zu erreichen, schwinden damit. Das gilt auch für Arbeitgeber. Influencer Marketing ist eine spannende Alternative, denn hier geht es nicht um Banner und Pop-ups, sondern um relevanten und (wenn man Glück hat) qualitativen Content, der das eigene Produkt / Unternehmen ansprechend in Szene setzt.
Noch. Denn natürlich entdecken immer mehr Unternehmen die Vorteile von Influencern: Man muss sich nicht komplett selbst mit der Inszenierung des Produkts beschäftigen – dabei hilft schließlich der Influencer. Man muss sich keine Gedanken um die Ansprache der Zielgruppe machen – dabei hilft schließlich der Influencer. Im Zweifel muss man nicht einmal viel Budget freischaufeln – man kann ja auch einfach Gratis-Produkte herausgeben. Allerdings ist das ein zweischneidiges Schwert, denn auch wenn der Content in der Bildsprache des Influencer produziert wird, muss er doch zum Unternehmen passen. Das ist leider nicht immer der Fall. Dementsprechend sieht der Content, der am Ende rauskommt, leider auch oft aus:
Gerade im Personalmarketing sind Influencer mittlerweile auch angekommen – allerdings ist vor allem hier wichtig, sich über eine geeignete und vor allem authentische Inszenierung Gedanken zu machen. Sonst kann das auch so enden:
Der Kunde / Bewerber ist immer noch König – auch im Influencer Marketing
Mit der steigenden Anzahl an Kooperationen von Unternehmen mit Influencern, sinkt leider auch oft die Qualität des Contents. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich früher selbst oft “Opfer” von gut umgesetzten Kooperationen geworden bin. Weil die Bloggerin, der ich folge, die Schuhe so schön in Szene gesetzt hat zum Beispiel. Oder weil mir das Rezepte, dass die YouTuberin vor der Kamera gekocht hat, so lecker aussah, dass ich mir die Mandelmilch, die nebenbei unter den Zutaten erwähnt und empfohlen wurde, auch tatsächlich gekauft habe – und immernoch benutze. Allerdings werden solche schönen Produktinszenierungen – denn das ist es ja am Ende des Tages – immer seltener. Je mehr Unternehmen auf den Influencer Marketing-Zug aufspringen, desto weniger Mühe muss sich ein Instagrammer mit seinem Bild geben. Das Angebot ist ja groß. Die Unternehmen scheint das allerdings nicht zu stören – Beispiele für negative Kooperationen gibt es nicht erst seit dem jüngsten Bifi-Beispiel.
Ein Bekannter von mir, der mit Influencern zusammenarbeitet, sieht dafür folgenden Grund:
Also abseits davon, dass Unternehmen versuchen langfristige, glaubhafte Influencer-Beziehungen aufzubauen und es am Ende doch vor allem kurzfristige Beziehungen sind, habe ich den Eindruck, dass es den Unternehmen an Alternativen fehlt. Es wird soviel Geld für Werbung auf Google und Facebook rausgeschmissen und dabei sind die Influencer im Verhältnis doch noch deutlich günstiger und erfolgversprechender.
Ein Influencer mit der falschen Zielgruppe und / oder nicht dem besten Content ist scheinbar also immer noch eine bessere Wahl, als sich intensiver mit dem Thema Performance Marketing auseinander zu setzen.
Liebe Unternehmen, bitte rettet das Influencer Marketing!
Ich persönlich finde das schade – denn ich lasse mich gerne inspirieren. Ich lese Blogs und folge Accounts auf Instagram, weil mir die Inszenierung gefällt. Weil ich mich für die Einrichtung meiner Wohnung oder die Wahl des nächsten Buches, das ich lese, gerne beeinflussen lasse. Und das vor allem bei Personen, bei denen ich weiß, dass sie denselben Geschmack haben wie ich. Sogenannte “Influencer” geben dem Konsumenten – also mir – auf diese Weise Orientierung im Überangebot der Postings. Wenn jetzt immer mehr Unternehmen nur noch auf Klickzahlen und Conversions (Käufe oder Bewerbungen) gucken, dann geht am Ende genau diese Inspiration verloren – finde ich. Denn dann wird die Kooperation am Ende auch nur noch wie eine Kooperation aussehen.
Um auf das Beispiel von Ina Influencer zurück zu kommen: ich folge ihr auch heute noch, bin ihr seit fünf Jahren treu. Allerdings nicht mehr, weil sie mich mit ihren Rezepten und Sport-Tipps so inspiriert, sondern weil ich es eher amüsant finde zu beobachten, wie ihr die größe ihrer Community langsam zu Kopf steigt. Ina hat viele Kooperationen mit namhaften Unternehmen – allerdings kann ich mich mit ihren Empfehlungen nicht mehr identifizieren. Denn was Unternehmen oft vergessen: Die Zielgruppe konsumiert nicht nur, sie beobachtet auch.
Und so fällt es nicht nur mir auf, wenn eine Kooperation nicht authentisch ist. Weil zum Beispiel für Diätprodukte geworben wird, aber um das Bild mit dem gesunden Gericht herum nur Pizza, Eis und Alkohol abgebildet wird. Der Lifestyle muss auch zum Produkt passen – und wenn der sich ändert, dann ist vielleicht auch Zeit eine Kooperation zu beenden. Denn, liebe Unternehmen, Follower stellen auch das in Frage und das lässt am Ende euer Unternehmen oder eure Marke in negativem Licht erscheinen. Die Follower von Ina Influencer zum Beispiel tauschen sich in Foren im Internet darüber aus, ob die Kooperation mit der Marke XYZ überhaupt noch zu ihr passt.
Und wenn sich die Konsumenten das schon fragen – ist es dann nicht schon zu spät? Wie genau sich die Auswahl eines geeigneten Influencern für dein Unternehmen gestalten kann, das ist einen eigenen Beitrag wert. An dieser Stelle sei nur soviel gesagt: Es lohnt sich definitiv, bei der Wahl des Influencers den Feed durch zu scrollen und zu überlegen: Passt das zu mir und meinem Unternehmen!
Einige gute Tipps für Unternehmen in Zusammenarbeit mit Influencern hat uns der Social Media Experte Felix Beilharz in einem Interview gegeben. Schau mal rein!
1 thought on “Influencer Marketing: Augen auf bei der Influencer-Auswahl!”