Warum der Cultural Fit das Employer Branding rockt!

Zum ersten Mal in Berührung kam ich als Bewerberin mit dem Begriff “Cultural Fit”, als mich ein Unternehmen während des Bewerbungsprozesses für mehrere Tage zu sich einlud. Das war für mich in dieser Intensität damals ein Novum – kannte ich doch bis dato “nur” den Standard-Bewerbungsprozess. Wenn dieser aufregend war, beinhaltete er meistens maximal ein Video-Interview. Eine Einladung am Arbeitsalltag teilzunehmen, habe ich damals zum ersten Mal erlebt.

Auf meinem “Fahrplan”, den ich vor Ort erhielt, standen diverse Programmpunkte. Vom Kennenlernen einzelner Abteilungen, gemeinsamer Mittag- und Abendessen, über das Briefing einiger Aufgaben, die ich erledigen sollte bis hin zu sogenannten “Cultural Fit”-Interviews.  Der Begriff “Cultural Fit Interview” wirft sicher bei vielen erst einmal Fragen auf – so auch bei mir: Was unterscheidet diese von regulären Bewerbungsgesprächen und was erwartet mich dort?

Cultural Fit Interviews im Bewerbungsprozess

Zahlreiche Fragen zu meiner eigenen Arbeitsweise erwarteten mich. Aber nicht nur das: Die (potentiellen) Kollegen erklärten mir auch, wie der Arbeitsalltag in diesem Unternehmen aussieht, wie sie Prozesse regeln und was nach Feierabend so passiert. Dann prasselten dazu wieder Fragen auf mich ein: Wie ich das finden würde? Wie ich mich dieser und jener Methode klar käme? Ob ich ein Team-Mensch sei? Ich fand das total klasse, denn: Noch nie habe ich – vor der Einstellung – ein Unternehmen schon so hautnah und menschlich kennenlernen können. Und: Noch nie hat sich ein Arbeitgeber so viel Zeit für mich genommen. Schließlich war ich in diesen zwei Tagen der einzige Bewerber, der das Programm durchlief. Mit meiner Meinung zu diesem “Pre-Onboarding” bin ich nicht alleine. Bislang findet jeder, dem ich davon erzähle, diese Vorgehensweise super.

Darum frage ich mich: Liebe Personalverantwortliche und Führungskräfte, warum machen wir sowas nicht viel öfter? Ressourcen-Argumente würde ich hier nicht gelten lassen, kostet es doch viel mehr den “falschen” Mitarbeiter zu rekrutieren.

Was bedeutet eigentlich Cultural Fit?

Einfach ausgedrückt ist mit dem Cultural Fit gemeint, wie gut  Bewerber und Unternehmen zusammen passen. Denn passen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kulturell gut zusammen, kann dadurch die Fluktuation verringert werden. Aber nicht nur das: Je besser sich der Arbeitnehmer mit dem Unternehmen identifiziert, desto motivierter ist er auch. Laut der StepStone Studie “Recruiting mit Persönlichkeit” ist 93 Prozent der Befragten Bewerber die Unternehmenskultur sehr wichtig.

Aber was gehört zu dieser Unternehmenskultur? Laut StepStone ist 75 Prozent der Befragten der Führungsstil des Vorgesetzten besonders wichtig. Im normalen Bewerbungsprozess bekommt der Kandidat da natürlich wenig Insights. Genauso wie in den Kommunikationsstil der Abteilung oder die Büroorganisation. Verbringt der Kandidat hingegen einige Tage im neuen Team, hat er die Möglichkeit all diese Punkte für sich selbst zu prüfen und kann viel besser beurteilen, ob die Kombination zwischen ihm und dem Unternehmen passen könnte.

Das ist vor allem dann wichtig, wenn ein Wechsel aus einer Branche in eine andere erfolgt. Oder beispielsweise bei einem Wechsel aus einer Agentur in einen Konzern.

Nicht für jede Position ist der Cultural Fit relevant.

Natürlich ist so ein Auswahlprozess, bei dem ein Kandidat eine so intensive Kennenlernzeit eingeräumt bekommt, nicht immer möglich. Aber auch nicht nötig. Auszubildende oder Berufseinsteiger haben beispielsweise noch kaum Vergleichsmöglichkeiten mit früheren Arbeitgebern und wollen im ersten Schritt den Einstieg in ihren Beruf sichern. Zwar muss auch hier der Arbeitgeber passen, aber die Ansprüche sind (meist) noch nicht so hoch. Hier spielen oft eher die harten Fakten eine wichtige Rolle: Wie sind die Arbeitszeiten? Wie werde ich vergütet? Gibt es Zusatzleistungen?

Für Fach- und Führungskräfte und Schlüsselpositionen, die zum Beispiel ein neues Projekt im Unternehmen übernehmen sollen, wird der Cultural Fit dann relevanter. Denn mit der steigenden Berufserfahrung lernt der Kandidat vor allem eines: Was er bei seinem Arbeitgeber NICHT möchte.

Cultural Fit als wichtigster Bestandteil des Employer Brandings.

Aber nicht nur für den Kandidaten ist eine gute kulturelle Passung mit dem Arbeitgeber wichtig. Auch die bestehenden Mitarbeiter werden es wertschätzen, wenn neue Kollegen gut ins Team passen. Im besten Fall werden sie durch Cultural Fit Interviews sogar in die Auswahl neuer Kollegen mit einbezogen – so lassen sich auch spätere Konflikte vermeiden.

Und das hat dann natürlich auch Auswirkungen auf das Arbeitgeberimage – denn wer zufrieden ist, wird seinen Arbeitgeber gerne weiterempfehlen. In meinem Fall hat sich dieser Bewerbungsprozess – inklusive Cultural Fit – übrigens gelohnt. Denn nicht zuletzt deshalb habe ich mich letztlich für diesen Arbeitgeber entschieden. Es lohnt sich also – auch wenn dem Prozess keine Einstellung folgt, denn: Jeder Bewerber wird über eine positiven Bewerbungsprozess reden – und dein Unternehmen damit ins Gespräch bringen.

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