Community Management im Personalmarketing – so bitte nicht!

Das Community Management im Personalmarketing war für uns immer schon ein Herzensthema. Die Disziplin ist uns nicht nur deswegen so wichtig, weil wir damit vor ein paar Jahren schon mal einen sehr spannenden Case schaffen konnten. Wie wir es geschafft haben, mit dem Kommentar einer Facebook Karriereseite eine Riesen-Reichweite zu erzielen und am Ende sogar einen Beitrag in der TV Sendung RTL Explosiv zu bekommen, das liest Du hier. Damals wie heute ist das Community Management immer noch ein Job, der entweder sehr gut oder eben gar nicht gemacht wird. Das finden wir schade, denn wie unser Case zeigt, kann man mit Community Management sehr viel erreichen und sehr viel Aufmerksamkeit erzielen – wenn man es gut macht. 

Einige Beispiele für Firmen, die das Community Management sehr kreativ einsetzen, findest Du hier im LinkedIn Artikel von Melanie Grobelni. Zwei Beispiele dafür, wie wir es nicht machen würden – und warum – haben wir in diesem Beitrag für Dich gesammelt.

#1 Kein Anfragenprozess – So verlierst Du den Kandidaten garantiert

Ein wichtiger Bestandteil der Social Media Strategie ist der Anfragenprozess. Das bedeutet: Eine klare Definition von Themen, die über Social Media als Kommentar oder Nachricht angesprochen werden – und dazu eine klare Zuordnung von Ansprechpartnern im Unternehmen, die darauf Antwort geben können. Ein Beispiel: In Deinem Unternehmen gibt es unterschiedliche Vakanzen – vom Azubi über den Studenten bis hin zur Fachkraft. Auf Deiner Facebookseite nehmen daher viele verschiedene Kandidaten mit Dir Kontakt auf. Es gibt Fragen zum Thema Ausbildungsstart, zu den Ausbildungsinhalten – aber eben auch zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zu Weiterbildungsmöglichkeiten oder allgemein zum Bewerbungsprozess. Als Verantwortlicher für die Facebookseite kannst Du sicher nicht immer alle Fragen direkt beantworten. Vielleicht ist das Thema Community Management für Dich auch nur ein Projekt von Vielen und Du hast gar nicht die Zeit, jede Antwort selbst zu recherchieren. Da hilft es dann, einen klaren Prozess zu haben. Heißt: Kommt eine Frage zum Thema Ausbildung rein, leitest Du diese direkt an den zuständigen Kollegen weiter, der dann die Antwort formuliert, Dir zurück spielt und Du postest sie. 


Dahinter steckt der Gedanke, dass Du versuchst den bestmöglichen Service für jeden Interessierten anzubieten. Denn hinter jedem User, der eine Frage stellt, könnte ein möglicher Bewerber stecken. Und es wäre doch schade, wenn der das Interesse verliert, weil er merkt, dass sich für seine Frage keine Zeit genommen wird, oder?

Als Beispiel dafür ist uns die Instagram-Karriere-Seite des Zoll aufgefallen. Eigentlich nutzen wir @Zoll.Karriere oft als Best Case für Social Media Personalmarketing. Die Inhalte sind vielfältig, die Themen Social Media gerecht aufbereitet und der User erfährt viel über das Arbeiten beim Zoll. Was leider noch nicht ganz vorzeigbar ist, ist das Community Management. Denn hier wird bei vielen Fragen oft darauf verwiesen, dass der User mit seiner Frage direkt beim Hauptzollamt anrufen soll. Das ist aus zwei Gründen schade:

  1. Der User wird in gewisser Weise “abgewiesen”. Er bekommt quasi einen digitalen Laufzettel und wird zur nächsten Station weitergeschickt. Man könnte jetzt damit argumentieren, dass er sich bei wirklichem Interesse ans Telefon hängen und anrufen wird – das könnte man ja voraussetzen, wenn er wirklich unbedingt beim Zoll arbeiten will. Aber mal ehrlich: Ist das noch zeitgemäß? Im Kampf um Fachkräfte und Nachwuchs können sich die meisten Betriebe nicht mehr leisten, den User langwierigen Prozessn und Bewerbungswegen auszuliefern. Es geht vielmehr darum, den interessierten Kandidaten ernst zu nehmen und ihm zu signalisieren: Du bist uns wichtig.
  1. Die Generation Social Media wird Dich nicht mehr anrufen. Der Nachwuchs, der sich bei Dir bewerben wird, ist es gewohnt, Informationen auf Knopfdruck und in Echtzeit zu bekommen. Das bedeutet für Dich: Der Kontakt mit interessierten Kandidaten wird mehr und mehr über soziale Netzwerke stattfinden. Und darauf muss Dein Social Media Manager / Team / Verantwortlicher vorbereitet sein.

Ein effektiver Anfrageprozess ist übrigens auch kosteneffizient: Denn wenn direkt geregelt wird, wer für bestimmte Themen Fragen beantworten kann und die Kommunikation zwischen dem Social Media Management und den Ansprechpartnern gut funktioniert, spart das Geld. Schließlich wird der User nicht mehr anrufen, wenn er schon über Social Media eine zufriedenstellende Antwort bekommen hat. Und das spart den Kollegen Zeit.

Community Management im Personalmarketing - der Anfragenprozess
Wie ein Anfragenprozess aussehen könnte

#2 Community Management im Personalmarketing: Ohne verschenkst Du viel Potenzial

Ganz besonders schade ist es, wenn das Social Media  Management gut funktioniert, Deine Beiträge eine hohe Reichweite und Interaktion bekommen – Deine Kanäle aber als Einbahnstraße funktionieren. Weil Du oder Dein Social Media Management auf keine Anfrage antworten. Wir sprechen dabei von passivem Community Management – einfach gar nicht reagieren. Das kann auch, im Bezug auf die Social Media Strategie selbst – eine sinnvolle Strategie sein.. Viele Unternehmen nutzen die passive Social Media Strategie, um die Zielgruppe und deren Bedürfnisse zu beobachten. Um zuzuhören – aber nicht aktiv teilzunehmen Eine passive Strategie im Community Management selbst macht jedoch oft keinen Sinn. Wer sich proaktiv für eine aktive Social Media Strategie entscheidet, sollte auch in Ressourcen und Know-How für ein professionelles Community Management investieren. 

Hat man allerdings viel Reichweite über die eigenen Kanäle und bekommt darüber viel Interaktion, ist es verschenktes Potenzial, darauf nicht einzugehen. Gesehen haben wir das so zum Beispiel auf dem Instagram Account von LIDL Karriere. Eigentlich eines unserer definitiven Lieblingsprofile. LIDL spricht hier die Sprache der Zielgruppe, spielt mit unterhaltsamen Postings und EInblicken in den Berufsalltag, nutzt User Generated Content – also teilt Beiträge, die von Mitarbeitern auf ihren Profilen gepostet wurden. Ein rundum rundes Social Media Arbeitgeberprofil also. Nur die Kommunikation fehlt, leider. Und das nicht, weil es keine qualifizierten Kommentare gibt. Davon gibt es tatsächlich einige – zum Beispiel Lob zum Bewerbungsprozess:

Im echten Leben würde man ein höfliches “Danke” für ein Lob immer erwarten – hier erhält der User leider keine Antwort darauf. Das ist schade – denn über diesen Weg könnte LIDL sehr viel über die User erfahren, in der Diskussion wertvolle Infos über Sorgen und Probleme sammeln und den Redaktionsplan genau darauf anpassen.

LIDL hat noch dazu den Vorteil, das die Brand in den sozialen Netzwerken zu einer echten “Lovebrand” geworden ist. Mitarbeiter und Fans der Seite generieren selbständig User Generated Content – posten Bilder von sich am Arbeitsplatz, oder im LIDL Outfit. Doppelt schade also, dass das Community Management im Personalmarketing hier noch nicht so aktiv ist. Die Chance, hier eine noch größere und aktivere Community zu bauen, wird so verpasst.

Du merkst – hinter Community Management steckt mehr, als man auf den ersten Blick denkt. Wir empfehlen Dir dabei immer im Kopf zu behalten, dass zwar die Kommunikation über den Bildschirm läuft – dahinter aber immer noch ein echter Mensch steckt. Und dabei gelten dann dieselben Höflichkeitsformen, wie in einem echten Gespräch auch – zum Beispiel auf einer Messe. Und da würdest Du auf eine Frage eines Interessenten ja auch reagieren – und ihn nicht ignorieren, oder?

 Um dir den Lesefluss zu erleichtern, haben wir nur die männliche Form gewählt. Dies ist nicht geschlechtsspezifisch gemeint, sondern geschah ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit

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