HR BarCamp 2017 in Berlin – Von Zukunftsvisionen, digital Employer Branding und Online-Extrovertiertheit

Es wurde mir spannend gemacht, schon das zweite Mal in zwei Wochen streikte das Bodenpersonal der Berliner Flughäfen. Die Woche zuvor war ich bereits deswegen gestrandet, bekam einen der letzten begehrten Mietwagen – sollte das wieder so werden? Zum Glück nicht! Es ging alles glatt und es ging – mal wieder – in die Hauptstadt. Diesmal stand das HR BarCamp auf der Agenda. Nach einem kurzen Haka – wer wissen will, was das ist, sollte googlen – wurden die Sessions vorgestellt. Es gab unglaublich viele spannende Themeneinreichungen. Die Schlange der Sessiongeber ging einmal quer durch den Raum und eine inspirierende Sessionidee nach der anderen wurde vorgestellt. Drei der Sessions möchte ich hier gerne herauspicken und etwas genauer betrachten.


Session 1: Videobewerbung. Ist HR bereits zu spät?
Wer diesen Blog verfolgt, weiß, dass mich das Thema zurzeit beschäftigt. Maren hatte bereits gebloggt, warum es für die Zielgruppe durchaus attraktiv sein kann. Ich sehe das aus HR Perspektive ganze etwas kritischer. Welche Erfahrungen haben andere gemacht? Werde ich heute meine Einstellung ändern?

Videobewerbung als Anschreiben-Ersatz vs. Videobewerbung als Instrument im Auswahlprozess

Meine bisherigen Gedanken gingen immer Richtung Videobewerbung als Anschreiben-Ersatz. Die These ist, dass Jugendliche lieber Videos aufnehmen, als ein Anschreiben zu verfassen und man somit einfacher Bewerber generiert. Zwei andere Kolleginnen berichteten, dass sie die Videobewerbung als Instrument im Auswahlprozess nutzen. Nämlich ergänzend oder als Ersatz für das Telefoninterview.
Steffi Kostyán von freenet erzählte, wie unterschiedlich dies aufgenommen wird. Einige machen es sehr gerne und es läuft gut. Bei anderen Stellen wiederrum kommt auch negatives Feedback. Die Rückmeldungen sind von „das ist mir zu doof“ bis „das mache ich gerne“. Ähnlich berichtete auch Julia von der TK: Dort haben die Bewerber bei einigen Stellen die Wahl: Video als zeitversetztes Interview oder Telefoninterview. Die Vorteile liegen für HR auf der Hand. Die lästige Terminabstimmung entfällt, Entscheider können es zeitversetzt voneinander anschauen und man kann es standardisieren um Vergleichbarkeit zu schaffen. Die Sessiongeberin wirft eine Frage in den Raum: Wer von den Anwesenden würde dieses Angebot denn nutzen? Die Hände gehen hoch und man sieht eine deutliche Trennung zwischen jung und erfahren 😉
Mich stimmt das nachdenklich. Was würde ich tun? Ich glaube, ich würde das Telefoninterview wählen. Wie sonst kann ich auf Reaktionen und Fragen eingehen und vielleicht Dinge betonen oder verdeutlichen, wenn ich kein Feedback meines Gegenübers bekomme?

Zielgruppenspezisch vs. Videobewerbung für alle

Hier sind wir uns schnell einig: Die Videobewerbung ist nicht für jeden geeignet. Ein guter Controller braucht andere Fähigkeiten als ein guter Vertriebler. Eine Videobewerbung sollte also eine Option sein, aber nie verpflichtend. Sie kann einen weiteren Kanal neben all den anderen Bewerbungsmöglichkeiten bieten, aber auch abschrecken. Denn auch bei Bewerbern gibt es Zweifel. Was passiert mit meinem Video danach? Wird es gespeichert? Wird es vielleicht sogar geteilt? Klar, wir in HR achten auf den Datenschutz, dennoch muss man uns hier viel Vertrauen entgegen bringen.
Henner bringt es auf den Punkt: Wie sonst auch ist es eine Sache der Zielgruppe. Man sollte es nicht, wie auch alles andere, als Gießkanne benutzen.

Anonyme Bewerbung vs. Video
Wie oft wurden anonymisierte Bewerbungen schon diskutiert. Am besten sollte nicht mal ein Name rein, geschweige denn das Geburtsdatum oder der Familienstand. Eine Bewerbung sollte schließlich nach Qualifikationen beurteilt werden und der HALO-Effekt möglichst ausgeschlossen. Video macht nun das Gegenteil. Man sieht die Person direkt vor sich. Kann man so noch objektiv einschätzen? Ein wichtiger Punkt, aber auch hier gibt es Chancen. Chancen für Bewerber Vorurteile abzubauen ebendann, wenn man sich gut präsentieren kann.
Um nun auf die Frage der Sessiongeberin zu kommen: Ist HR bereits zu spät? Oder ist die Videobewerbung vielleicht sogar eine Zukunftsvision? Ich würde sagen nein. Viele sind bereit, probieren aus und schaffen erste Möglichkeiten. Was jedoch auch spürbar ist: eine Unsicherheit bei den Bewerbern: Schließlich geht es bei der Bewerbung ja um etwas! So die Denke Vieler. Will man das wirklich riskieren, indem man ein ungewohntes Mittel nutzt? Die ersten tun es und lieben es, ich würde sagen wir sind in HR just-in-time.


Session 2: Snapchat im Azubimarketing

Das Thema hat Julia von der TK eingereicht. Wir kennen uns nicht und irgendwie doch. So oft habe ich ihr Gesicht schon auf dem TK Snapchat Kanal und auf Twitter gesehen. Also passiert, was nur auf dem HR BarCamp passieren kann:

Tweets HRBC

Snapchat Session

So schnell kommt man also zu einer Session und prompt wird aus Julias Idee eine Praktiker Session zwischen TK und REWE und wir geben sie gemeinsam.
Julia stellt dar, warum die TK auf Snapchat aktiv ist: Snapchat wurde vom Hype zum Trend und spricht vor allem die junge Zielgruppe an. Perfekt also für die Ansprache von Azubis. Den gleichen Gedanken hatten wir auch. Konzentrieren wir uns hier also auf die Unterschiede. Die TK hat ein Jahr als Testzeitraum definiert. Das Jahr endet im Juni. Dann wird entschieden, was mit dem Messenger für die TK passiert. Bei REWE hat sich Snapchat schon etabliert. Der Kanal ist intern und extern beliebt. Über eine Abschaltung denken wir derzeit nicht nach, trotz Instagram Storys und auch Facebook, die nur einen Tag nach unserer Session ihre „Snapchat –Funktion“ launchten. Wie lange das so bleibt – dieses Jahr wird es zeigen! Ich hoffe, Snapchat überlebt das Jahr. Der Kanal ist sympathisch und ist wirklich innovativ. Kopieren kann schließlich jeder 😉
Als weiterer Unterschied fiel mir der Umgang mit Nachrichten außerhalb der Arbeitszeit auf. Die TK hat ein Listening Officer Modell installiert, bei REWE decken wir es im Rahmen der Vertrauensarbeitszeit ab.

Ansonsten teilen wir tatsächlich die gleichen positiven Erfahrungen und stehen vor den gleichen Fragen. Wie können wir intern reporten, wenn Snapchat uns wenige KPIs bietet? Inwiefern macht es Sinn hier künftig bezahlte Werbung zu schalten? Welchen Einfluss haben Marc Zuckerbergs Kopien auf Snapchat? Lasst uns darüber 2018 reden oder auch über das, was dann neu ist!

Fazit. Super spannend. Wir machen das gleiche und doch ist einiges anders. Mich hat es inspiriert und ich hoffe, alle die dabei waren auch! Diese gemeinsamen Auftritte sollten wir öfter machen. Seid ihr dabei Julia und Nathalie?


Session 3: HR auf die Bühne. Bist du sichtbar oder versteckst du dich noch?

Die Bloggerinnen Eva und Anne haben ein Problem angesprochen, dass viele in HR haben: HR wird oft als rückwärtiger Bereich gesehen und weniger als strategischer Partner. Wie können wir uns und unsere Arbeit also sichtbar machen? Eine Übung: Wir sollten uns hinstellen, eine imaginäre Linie durchspannt den Raum. Bei 1 ist man intern unsichtbar, bei 10 sichtbar. Viele von uns tummeln sich im oberen Bereich. Aber das liegt wohl auch am Charakter der Veranstaltung. Wer zum HR BarCamp fährt, dessen Herz schlägt für HR, er ist Netzwerker und Stratege.
Aber wie sieht es extern aus? Wir verschieben uns alle und wandern auf der Linie nach unten. Luft nach oben scheint hier jeder zu haben. Wie können wir uns also sichtbar machen? Das schönste Fazit, das ich hier mitnehmen konnte, ist einander zu helfen. Sich gegenseitig zu loben, in Jobs zu helfen, sich zu vernetzen und andere untereinander zu vernetzen und damit die eignen Kontakte ausbauen. Es mag so selbstverständlich klingen und doch ist es das nicht.
Ein weiteres schönes Wort von Dirk prägte für mich die Session: Online-Extrovertiertheit. Muss man online-extrovertiert sein, um sichtbar zu sein? Wie etwa durch einen Blog 😉 und unzählige Tweets? Ein schönes Beispiel, dass dies nicht sein muss, liefert Holger. Er hat bisher alle seine Jobs durch Empfehlung bekommen und das ohne XING und Twitter. Netzwerken geht schließlich schon immer auch offline. Nicht zuletzt gibt es dafür schließlich Veranstaltungen wie diese.

Wollt ihr jemanden sichtbar machen? Übrigens, ich wollte euch sichtbar machen: Alle, die die ich hier heute in diesem Beitrag verlinke 😉

Nun liegen zwei spannende Tage auf dem HR BarCamp hinter mir, es war toll, hat zum Nachdenken angeregt und ich werde sicher noch einige andere Inspirationen daraus hier auf diesem Blog teilen.

3 thoughts on “HR BarCamp 2017 in Berlin – Von Zukunftsvisionen, digital Employer Branding und Online-Extrovertiertheit”

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