Was ist eigentlich Vero und muss ich da mitmachen?

Die Frage, die ich in den letzten 48 Stunden am häufigsten gelesen und gehört habe war, ob ich Vero schon kenne. In unterschiedlichen sozialen Netzwerken, abends in der Bar, in der Kantine und im Zug bin ich über diese Vero gestolpert. Heute Morgen habe ich sie mir dann mal genauer angesehen: Vero ist ein neues soziales Netzwerk, dass vor gut einem Jahr als App veröffentlicht wurde. Diese App, mit der man wie bei Instagram Fotos, aber auch noch vieles mehr teilen kann, hat in den vergangenen zwei Tage einen regelrechten Hype ausgelöst. Die Aufmerksamkeit der Social Media Welt ist aktuell so stark, dass die Server dem aktuellen Andrang nur schwer standhalten und es Probleme beim Registrieren und posten gibt. Aber was macht Vero aus und noch viel wichtiger: Brauchen wir noch ein weiteres Netzwerk?

new_app_vero

Wie funktioniert Vero?

Grundsätzlich ist Vero erstmal nicht schwer zu verstehen. Nach der Registrierung, für die der Name und die Handynummer (viele steigen hier wieder aus, dazu später mehr) notwendig sind, kann man auch schon los posten. Einen Vorteil erkennt man direkt: Vero ist einfach und intuitiv zu bedienen. Ich vergleiche die App direkt mit meinen ersten Versuchen mit Snapchat – die sind auf jeden Fall holpriger abgelaufen. Im Gegenteil zu Snapchat gibt es bei Vero keine unzähligen „neuen Funktionen“, die es in anderen Netzwerken nicht gibt. Vero arbeitet mit den gängigen Post-Formaten: Man kann wie bei Instagram Fotos posten und mit Hashtags versehen, Links und Orte teilen, aber auch zum Beispiel Bücher, Filme oder Musik. So lassen sich individuelle Interessen noch besser darstellen.

Vero scheint gängigen sozialen Netzwerken sehr ähnlich zu sein.

Soziales_Netzwerk_Vero

Bei Vero lassen sich die üblichen Postings absetzen, aber auch Filme, Musik und Bücher teilen.

Auf den ersten Blick scheint Vero keinen großen USP gegenüber den „großen Geschwistern“ Facebook, Instagram oder Twitter zu haben. Im Gegenteil: Während ich Freundschaftsanfragen annehme und die ersten Posts formuliere frage ich mich: „Brauche ich wirklich noch ein weiteres Netzwerk, in das ich mich einarbeite? Nochmal eine Community aufbauen, noch eine weitere App, die Push-Nachrichten sendet und die ich checken muss?“ Auf den ersten Blick lautet meine Antwort: Nein. Nicht, weil ich nicht offen für Neues bin. Ich bin die Erste, die neue Apps testet und ausprobiert. Aber gerade deshalb bin ich auch kritisch. Welchen Mehrwert bringt mir das? Bringt es mir…

  • …Kontaktmöglichkeiten mit Personen, die ich auf anderen Netzwerken oder Messengern nicht finde? Einige meiner Kontakte erreiche ich beispielsweise nur über die Messenger-App Telegram. Oder bringt es mir…
  • …neue Funktionen, die andere Apps nicht (oder nicht in dieser Form) anbieten. Wie beispielsweise die Lenses bei Snapchat, die nicht einmal Instagram bisher besser anbieten kann? Oder…
  • …finde ich dort Infos, die sich auf anderen Netzwerken nicht so sehr verbreiten? Das ist zum Beispiel ein Grund, warum ich Twitter so klasse finde. Hier verbreiten sich Nachrichten und Neuigkeiten in Echtzeit.

Bye bye, Algorithmus!

Bei Vero sehe ich auf den ersten Blick wie gesagt noch keine dieser Vorteile. Aber nachdem ich „den ersten Blick“ jetzt drei Mal prominent angesprochen habe, folgt natürlich der zweite Blick. Und der offenbart eine Besonderheit, die gerade in der aktuellen Diskussion um die neuen Algorithmen auf Facebook und Instagram spannend ist. In einem Interview formuliert CEO und Co-Founder von Vero, Ayman Hariri, es so:

We don’t use algorithms and we don’t want your big data.

Das ist ein Argument, finde ich. Konkret bedeutet das nämlich, dass die Posts meiner Kontakte auf Vero in chronologischer Reihenfolge angezeigt werden und nicht durch einen Algorithmus sortiert werden. Das ist zum Beispiel ein Grund, der auf Instagram aktuell viele User nervt – Postings, die bereits eine Woche alt sind werden plötzlich wieder hochgespült im Newsfeed und aktuelle Postings gehen unter. Vero sammelt also angeblich keine personalisierten Daten der Nutzer, um damit Algorithmen zu erstellen. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass Unternehmen oder Influencer nicht für Reichweite bezahlen können – denn es gibt ja keine persönlichen Daten als Grundlage.

Für Content, der authentischer ist.

So sieht ein Post auf Vero aus.

So sieht ein Post auf Vero aus.

Darüber hinaus hat Vero noch eine sehr nützliche Funktion: Die Kontakte können in vier unterschiedliche Gruppen sortiert werden: enge Freunde, Freunde, Bekannte und Follower. Auf diese Weise kann man ganz einfach per Swipe festlegen, mit wem welche Inhalte geteilt werden und auch, welche Inhalte man angezeigt bekommen will. Vero hat dazu sogar ein eigenes Manifest geschrieben, indem sie diese Funktion damit begründen, dass die App authentische Inhalte der Nutzer fördern soll. Frei nach dem Motto: Wenn ich ganz einfach entscheiden kann, mit welcher Gruppe ich welche Inhalte teile, dann sind meine Inhalte weniger geschönt und „echter“.

When you can control who sees what, you can behave in a way that is more natural, which we believe ends up being better for you. So, we decided to create something more authentic.

Ob der authentische Umgang mit Daten und die (noch) fehlende Werbung auch langfristig ein Argument für die App bleiben, wird sich zeigen. Ich finde nicht, dass man auf jeden Zug aufspringen und überall mitmachen muss. Allerdings ist jede neue App und jedes neue Netzwerk auch eine Art Weiterbildung, um sich mit neuen Funktionen bekannt zu machen. Und gleichzeitig auch eine Chance, um sich auf einer (noch) grünen Wiese einen Namen zu machen. Ein gutes Beispiel sind dafür die Zwillinge Lisa und Lena, die mit der App Musically ihren Durchbruch erlebt haben. Unternehmen und Arbeitgeber, die die Chance nutzen und sich jetzt schon Gedanken machen, wie man Vero ins Marketing einbinden kann, haben noch den Vorteil der „First Mover“-Welle. Denn dass die ersten Unternehmen bald im Vero-Universum auftauchen werden, damit ist fest zu rechnen – die ersten Nutzer haben nämlich auch schon Accounts bekannter Namen „reserviert“.

Hast du Vero schon ausprobiert?

2 thoughts on “Was ist eigentlich Vero und muss ich da mitmachen?”

  1. Super Review! Ich habe beim Testen aber leider noch das First-Mover-Problem, dass fast nichts funktioniert, weil die Server nicht antworten. ?

    Werde es aber in den nächsten Tagen erneut versuchen.

    Viele Grüße
    Marcel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.