Gender Pay Gap – Gedanken einer jungen Frau

Gender Pay Gap - Gedanken einer jungen Frau

Eylem Bars, Absolventin & Gast-Autorin

Kaum einer kam in den letzten Wochen an der Diskussion rund um #metoo vorbei. Viele Frauen haben in sozialen Netzwerken unter diesem Hashtag ihre Erfahrungen mit Diskriminierung und Belästigung geteilt. Auffallend viele dieser Erfahrungen hatten auch mit dem Büro, den Kollegen, den Vorgesetzten zu tun. Aber wo fängt Diskriminierung des Geschlechtes überhaupt an? Diese Woche hat Eva von HR is not a crime einen sehr schönen Artikel gebloggt, der an einem Beispiel exemplarisch zeigt, wo überhaupt das Problem liegt.

[…] Wenn ich mir also in der Buffet-Schlange eines progressiven HR-Kongresses von einem Personalverantwortlichen im Ernst anhören muss, dass er seit #metoo ja auch völlig verunsichert sei, was noch okay sei und was nicht…da würde ich am liebsten mit der Gabel ausholen und mal kräftig zustechen. Und den HR-Führerschein hätte ich dann gerne auch noch auf Lebenszeit eingezogen.

[…] Das war ein HR-Kongress. Dieser Mensch war Personaler und er erzählt mir also, dass er nicht wisse, wann eine Grenzüberschreitung da ist. […]

Das Diskriminierung aber schon oft viel eher anfängt und sich damit unmittelbar auf das Arbeitgeberimage auswirkt, zeigt Eylem Bars in ihrer Abschlussarbeit zum Thema “Gender Pay Gap”. Die BWL-Absolventin mit Schwerpunkt Personal ist in ihrer Bachelor-Arbeit der Frage nachgegangen, inwieweit die Situation um die Gender Pay Gap wirklich so dramatisch ist, wie vermutet und ihr Ergebnis lesen wir hier!

Wie kommt die Gender Pay Gap überhaupt zustande?

Während meiner Recherche konnte ich drei Hauptgründe herausarbeiten

1. Der Klassiker: Der Mann jagt, die Frau sammelt
Die klassische Frau ist einfühlsam, sensibel und wird bald höchstwahrscheinlich schwanger. Der klassische Mann ist dominant, ehrgeizig und ernährt die Familie. Mit anderen Worten: Der Mann ist der Jäger, die Frau die Sammlerin. Dieses Arbeits- und Familienmodell hat sich seit der Steinzeit durchgesetzt und ist leider zum größten Teil änderungsresistent.

2. Frau plus Mann gleich Ungleich?
Segregation kommt von Trennung und erklärt sich eigentlich von selbst und beschreibt einfach gesagt die Ungleichverteilung von Berufs- und Lebenschancen von Frauen und Männern. Das kann die ungleiche Verteilung auf bestimmte Berufe und Branchen (horizontal) sein – beispielsweise aufgrund von traditionellen Vorstellungen. Oder aber eine ungleiche Verteilung auf unterschiedliche Hierarchieebenen (vertikal) eines Unternehmens. Frauen sind in leitenden Positionen eindeutig unterrepräsentiert. 2016 lag der Frauenanteil in den Vorständen der 200 größten deutschen Unternehmen bei gerade mal 8,2%.

3. “Hurra, Frau Müller bekommt ein Baby! – Bis bald?”
Schlussendlich verursachen hauptsächlich Erwerbsunterbrechungen aufgrund der Geburt eines Kindes und der anschließende Wechsel in eine Teilzeitbeschäftigung die Vertiefung des Gehalts-Unterschiedes. Bei einer Unterbrechung büßt eine Frau jährlich ca. 5% ihres Gehalts ein.

 Erstmal durchatmen – alles halb so schlimm?

Aber, so dramatisch ist das meiner Meinung nach gar nicht. Warum?

Unternehmen können gegenwirken. Und zwar anhand eines effizienten Personalmanagements. Zugegeben, es ist schwer traditionelle Rollenverteilungen aufzubrechen oder Frauen dazu zu bewegen KFZ-Mechaniker zu werden, wenn sie es nun mal nicht wollen. Was man aber machen kann, ist Frauen während und nach einer Auszeit aufgrund der Geburt eines Kindes auf betrieblicher Ebene unterstützen. Frauen wollen meistens gar nicht Teilzeit arbeiten, sondern sie müssen es aufgrund familiärer und beruflicher Gegebenheiten. Wenn der Partner mehr verdient, bleibt sie nun mal rationaler Weise zu Hause.

Betriebliche Kindergärten, Beratungs- und Vermittlungsangebot oder Kontakthalte- und Wiedereinstiegsprogramme für Beschäftigte in Elternzeit können Wunder wirken. Diese Maßnahmen sind also keine Wohltätigkeitsaktivitäten, sondern eine erfolgsversprechende Investition. Im Idealfall könnte sogar die Anzahl von Frauen in höheren Hierarchieebenen erhöht werden. Und das ganz ohne eine verpflichtende rosa Quote. Und hier schließt sich auch wieder der Bogen zur angesprochene Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu – Maßnahmen wie diese helfen nicht nur dem Einzelfall, sondern auch dem Image des Unternehmens.

Wir – die Frauen der Generation Y

Als frische Absolventin kann man sich schnell einschüchtern und demotivieren lassen. Bin ich eingeschüchtert und demotiviert? Nein, ganz im Gegenteil. Nennt mich optimistisch oder unerfahren, aber der Arbeitsmarkt macht mir keine Angst. Ich kenne meine Stärken, weiß was ich will und vor allem sehe ich in Männern keine Gefahr. Ja, ich interessiere mich für „typische Frauenbereiche“ wie Personal und Marketing und wenn ich will dann werde ich auch Mutter. Aber das bedeutet nicht, dass ich mich mit weniger zufrieden geben werde. Frauen sind zwar unter anderem „einfühlsam“ und „können gut mit Menschen“, aber sie sind auch multitaskingfähig, kreativ und vor allem realistisch. Und Studien belegen, dass genau diese Merkmale die Generation Y von einer Führungskraft erwartet. Wir müssen also nicht unbedingt und jederzeit „härter“, „entschlossener“ oder „autoritärer“ sein, weil wir einfach mehr als das sind.

3 thoughts on “Gender Pay Gap – Gedanken einer jungen Frau”

  1. Danke für die Erwähnung und das Aufzeigen der Ursachen von Benachteiligungen in Sachen Gehalt. Ich sag mal so: Ist halt traurig, dass wir uns daräber überhaupt noch Gedanken machen müssen. Irgendwie hamm viele den Schuss nicht gehört.

    Um mal kurz Twitter zu zitieren:
    Beitrag von @olewin vom 08.12.:
    „Männliche Entscheider in schwarzer Anzugskluft, die voller Panik auf dem Bahnsteig stehen, weil ihr Zug ausgefallen ist und die sogleich bei ihrer Assistentin anrufen, um sich alternative Züge raussuchen zu lassen. #NewWork #AnalogeAgendaDE“ ich würde ergänzen: #mamimami 😉

    1. Und genau deshalb müssen wir immer wieder drüber reden. Kann ja nicht sein, dass Suchbegriffe wie „Gender Pay Gap Mythos“ oder „Gender Pay Gap Kritik“ bei Google an Reichweite gewinnen.

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